witze & anekdoten

Für einen Spottvogel sind (gute) Witze, Anekdoten und verwandte Textsorten der komischen Art natürlich eine stets willkommene Delikatesse. Diese im Aufbau befindliche Rubrik möchte einerseits als Gedächtnisstütze für diese Art Leckerbissen dienen und andererseits gelegentlich die Hintergründe und Machart dieser Textsorten erläutern.


Antwerpen – Ein Rechtsanwalt hinterließ hier folgendes Testament:
Ich habe mein ganzes Vermögen dank der Narrheit meiner Mitmenschen erworben und vermache es deshalb dem Irrenhaus meiner Heimatstadt, auf dass es wieder den Narren zugute komme.

Aus: Heiteres aus dem Papierkorb der Weltpresse; 
Ein bunter Stilblüten- Strauß gepflückt von Robert Lembke. 
1983, Langen Müller [Gebundene Ausgabe]

Washington – Mrs. Jean Smith-Customac bestellte zum 25. Hochzeitstag bei einer Konditerei eine Torte mit der Bitte, nichts mit Zuckerguss auf die Oberfläche zu schreiben. Als das Prachtstück abgeliefert wurde, prangte oben das Wort „NICHTS“.

Aus: Heiteres aus dem Papierkorb der Weltpresse; 
Ein bunter Stilblüten- Strauß gepflückt von Robert Lembke. 
1983, Langen Müller [Gebundene Ausgabe]

Ein Musikstudent möchte ein Zimmer mieten, die Vermieterin aber weist ihn ab: „Wissen Sie, wir hatten schon einmal einen Musikstudenten hier wohnen. Der kam erst sehr beethoevlich an, wurde dann mit meiner Tochter mozaertlich, brachte ihr einen Strauss mit, nahm sie beim Händel und führte sie mit Liszt über den Bach in die Haydn. Er war gar nicht zu brahmsen und jetzt haben wir einen Mendelssohn.“


Sie: Das Motorrad ist kaputt. Es hat Wasser im Vergaser.
Er: Wasser im Vergaser? Das ist doch lächerlich!
Sie: Ich sag Dir das Motorrad hat Wasser im Vergaser!
Er: Du weißt doch nicht mal, was ein Vergaser ist! Ich werde das mal überprüfen. Wo ist das Motorrad?
Sie: Im Pool.


Ein Präsident der Republik ist jemand, der sich für den Präsidenten der Republik hält, aber im Unterschied zu dem Irren, der sich für Napoleon hält, als jemand anerkannt wird, der hierzu auch berechtigt ist.

Pierre Bourdieu, Praktische Vernunft

Zu Ehren einer Delegation aus Kamerun gibt eine große deutsche Firma ein großes Essen. Der Direktor will mit seinem schwarzen Tischnachbarn ein wenig Konversation betreiben und fragt ihn nach dem Begrüssungsschluck: „Gluck gluck gut?“ Der Afrikaner nickt. Später beim Essen fragt der Direktor: „Ham ham gut?“ Wieder bedankt sich der Gast aus Kamerun mit einem Kopfnicken. Nach dem Dessert steht der Afrikaner auf und hält in fehlerfreiem Deutsch eine Dankesrede. Danach beugt er sich zum Direktor und fragt: „Bla bla gut?“


Als Anne Boleyn auf Anordnung ihres Gemahls Heinrich VIII. das Schafott besteigen musste, brach eine Sprosse der Leiter unter ihrem Fuß.
„Nachher sofort ausbessern lassen!“ befahl der König. „Da kann sich ja einer den Hals brechen!“


Die noch völlig unbekannte Margaret Mittchell hatte mit ihrem Roman Gone with the Wind soeben einen Sensationserfolg gelandet.
„Dein Buch ist wundervoll“, meinte eine sogenannte gute Freundin, „wer hat es eigentlich für dich geschrieben?“
„Es freut mich, dass es dir gefallen hat“, antwortete Margaret, „aber sag‘: wer hat es eigentlich für dich gelesen?“


Carl Zuckmayer betrat ein elegantes Weinlokal. Als er Platz nehmen wollte, bemerkte der Ober herablassend: „Dieser Tisch ist reserviert, mein Herr.“
Zuckmayer sah nich weniger herablassend auf den Ober und erwiderte: „Gut, stellen Sie ihn weg und bringen Sie einen anderen.“


Warum hatte Bach so viele Kinder, Kant jedoch kein einziges?
Weil Bach sich auf die Kunst der Fuge verstand,
während Kant nur das Ding an sich betrachtet hat.


Ein Brite namens Charles Gore, seines Zeichens ein leidenschaftlicher Autographensammler, kam eines Tages auf die Idee, die Handschriften der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik auf einem Blatt zusammenzutragen. Er ging zuerst zu Herder und trug ihm seine Bitte vor. Herder schrieb: „Die Erde ist ein Jammertal.“

Mit diesem Autogramm wandte Gore sich an Schiller. Der las Herders Spruch und setzte ihn sinngemäß fort: „Voller Narren und voller Toren.“

Nun überreichte er Goethe das Blatt mit den beiden Zeilen. Er hörte sich die sonderbare Bitte lächelnd an und vollendete das Gedicht sodann mit heimlichen Vergnügen: „Wo Sie der allergrößte sind, mein lieber Herr von Goren!“

Aus: Goethe: Begegnungen und Gespraeche, Band V (1800-1805), 
hg. von Renate und Ernst Grumach

Oscar Wilde wurde von einer Zeitschrift gebeten, ein Verzeichnis der hundert besten Bücher zusammenzustellen. Er lehnte die Bitte ab: „Es ist mir leider unmöglich, Ihnen die hundert besten Bücher aufzuzählen, da ich erst fünf geschrieben habe!“